Monochrome Morphologie,
2014
Öl auf Leinwand
Installation, 12teilig
288x186cm
Jurybericht
Bildende Kunst 2014
Werkbeitrag
Camille Hagner interessiert sich für Bilder aus unterschiedlichsten Kontexten. Er findet seine vorlagen in der Kunstgeschichte, der Wissenschaft oder auch in der Populärkultur. Hat er das jeweilige visuelle Potential erkannt , beginnt er mit der eigenen Bildfindung, die einzelne Fundstücke zu einem neuen homogenen Ganzen verdichtet. Das Verfahren von Sampling und Remix findet sich auch in Camille Hagners Monochromer Morphologie. Im Unterschied zu früheren Werken zeigt diese Arbeit jedoch nicht den grossen finalen Wurf, sondern gibt Einblick in die Methoden der Formfindung. Obwohl in traditioneller Ölmalerei ausgeführt, eignet ihr etwas Provisorisches. Sie zeigt eine Art Fundus geglückter Kombinationen und kreierter Charaktere.
Die klassische Lehre von der Struktur und Form der Organismen, von Goethe mit dem Begriff der „Morphologie“ bezeichnet, kennt verschiedene Ausrichtungen. Camille Hagners Mischwesen könnte man der experimentellen Morphologie zurechnen: Die zwölf Tafeln mit einheitlichem Hintergrund zeigen Objekte und Kreaturen, die allesamt in einem Prozess der Mutation oder Veränderung begriffen sind. Fühler wachsen ins Unendliche, Ohren werden langgezogen, Karotten scheinen zu atmen. Die Dinge sind beseelt, geltende Gesetze aus den Angeln gehoben.
Auch wenn die isolierte Platzierung im Bildgeviert den Studiencharakter betont, finden sich immer wieder Andeutungen von Narration, die mit abgründigem Humor aus einer anderen Welt berichten, die irgendwo zwischen Hieronymus Bosch und heutigen Comicwelten angesiedelt ist.
Die Jury des Aargauer Kuratoriums honoriert einen Künstler, der mit spielerischem Humor und handwerklicher Perfektion eine eigenständige Arbeit entwickelt hat.